Schöne neue Welt – KI in der Kosmetikbranche

Von Mischa Hammann
KI in der Kosmetikbranche

300.000 Dollar. Soviel könnte eine durchschnittliche Amerikanerin nach einer Studie von SkinStore im Laufe ihres Lebens für Gesichtspflegeprodukte und Make Up ausgeben. Nochmal: dreihaunderttausend Dollar! Multiplizieren wir diese Zahl spaßeshalber einmal pauschal mit 100 Millionen Amerikanerinnen, 100 Millionen Europäerinnen und 100 Millionen asiatischen Frauen. Das Ergebnis: Neunzig Billionen Dollar. 90.000.000.000.000. Damit erübrigt sich wohl die Frage, warum die Kosmetikkonzerne stets bereit und in der Lage sind, viel Geld in die Gewinnung von Marktanteilen und die Steigerung der eigenen Marken-Bekanntheit zu investieren. Ein guter Zeitpunkt für einen Player, der KI in der Kosmetikbranche etabliert.

Folgt man einem Artikel der Huffington Post, stützt sich der Erfolg von Kosmetikprodukten in erster Linie auf deren Markennamen, das Lebensgefühl für das die Marke steht oder den Luxus, den sie vermittelt. Individualität wird lediglich über eine breite Produktpalette suggeriert. Die Big Player konzentrieren sich (noch) auf den Massenmarkt, das individualisierte, persönliche Produkt gibt es bei ihnen eher nicht. Zumindest noch nicht.

Denn auch auf diesem Gebiet haben Unternehmen schon längst erkannt, dass nicht nur eine persönliche Ansprache sondern ein auf die individuellen Bedürfnisse eines jeden Kunden angepasste Produktvariante ein Schlüssel zu neuen Marktanteilen in diesem Billionen-Dollar-Markt sein könnte. Dies ist der Punkt, an dem Künstliche Intelligenz bereits auf der Produktebene zum Einsatz kommt. Und damit einen echten USP schafft, der wiederum aus Marketingsicht ein echter Blue Chip ist.

Bei Proven ist nicht nur die Customer Journey personalisiert sondern gleich das ganze Produkt

Ein Unternehmen, dass die Individualität ihrer Kunden zu 100 Prozent in den Vordergrund rückt ist „Proven“. Statt einfach auch Universalkosmetik zu verkaufen, entwickelte Proven eine Technologie, um eine auf jeden Konsumenten individuell zugeschnittene Hautpflege zu produzieren. Denn was für eine Frau in den Zwanzigern bei hoher Luftfeuchtigkeit funktioniert, ist vielleicht nicht so gut für eine Frau in ihren Vierzigern, die in trockenem Klima lebt.

Zwei Jahre lang arbeiteten die Gründerinnen Ming Zhao und Amy Yuan – letztere eine Wissenschaftlerin der Standfort University – an der Datenbank, die Proven zu Grunde liegt und die über eine Unmenge an Daten verfügt.

„Unsere Datenbank verfügt über mehr als 8 Millionen Kundenrezensionen. Über Hautpflegeprodukte, über 100.000 Schönheitsprodukte, 20.000 „Beauty Ingredients“ und mehr als 4.000 wissenschaftliche Artikel oder Fachzeitschriftenbeiträge über Haut und über Inhaltsstoffe“, erklärte Zhao in der Huffington Post.

In dieser Menge an Daten sinnvolle Querverbindungen aufzuspüren, Zusammenhänge von unterschiedlichstem Content zu finden ist für einen Menschen unmöglich. Und auch klassische, linear rechnende Computer würden hier vermutlich versagen.

Mit Machine Learning zum perfekten Produkt

Künstliche Intelligenz jedoch kann genau das leisten. Bots wühlen sich permanent durch die Daten. Sie sind durch Machine Learning in der Lage, Verbindungen zwischen unterschiedlichen Produktkategorien, Ingridienzen und Kundenbewertungen herzustellen. Auf diese Weise ist die Maschine in der Lage eine Vorhersage bezüglich einer Zusammensetzung des Produkts zu treffen die am besten auf einen bestimmten Hauttyp und die sonstigen Umstände passt.

Was natürlich noch fehlt ist das andere Ende der Kommunikation, der Kunde selbst. In einer kurzen, einfachen und nett gemachten Umfrage, gibt der Kunde der KI verschiedene Parameter wie Haupttyp, Ethnie, Stresslevel etc. Diese kann die Software von Proven anschließend mit seiner Datenbank abgleichen. Und anschließend das Rezept für ein individuell auf die Person abgestimmtes Produkt erstellen.

„Aus unseren Datenanalyse wissen wir, dass viele Produkte Wirkstoffe enthalten, die zu einigen Hauttypen nicht passen. Sie können der Haut sogar schaden. sagt Ming Zhao. Für uns bedeutet das, dass wir nicht nur verschiedene gute Zutaten in hoher Konzentration für die Menschen die es brauchen mischen können. Wir können auch bewusst auf bestimmte Wirkstoffe verzichten von denen wir wissen, dass sie zu dem Hauttyp nicht passen.“

Schlaues Leadmanagement: So macht man das …

Aus Marketingsicht sehr spannend: Um das Ergebnis der Umfrage und meine persönliche Produktempfehlung zu erhalten, muss ich mich bei Proven mit meiner E-Mail Adresse anmelden. Bei unseren Datenschutzgesetzen ist das sicher etwas schwieriger. Aber nachdem ich so viel bereits über mich preisgegeben habe ist es auch nur noch ein kleiner Schritt meine Kontaktdaten zu hinterlassen. Proven weiß vom ersten Tag also eine ganze Menge über seine Kunden.

Der Rest von Proven hat mit Künstlicher Intelligenz nicht viel zu tun. „Eine Maschine ist nicht in der Lage zu beurteilen was sich gut anfühlt, was befeuchtend oder wieviel Prozent Öl gut ist bei kaltem Klima“ betont Ming Zhao. „Das können nur Spezialisten“. Ob dies so bleiben wird, sei einmal dahingestellt. Die Produkte werden jedenfalls nicht automatisiert produziert sondern von eben jenen Spezialisten.

Aber Gesichtskosmetik ist eben doch mehr als nur ein bisschen Hautpflege. Hier geht es um Emotionen. Darum, dass sich Menschen wohl in ihrer Haut fühlen. Und das ist aus Marketingsicht immer spannend. Die Geschichte von Proven ist also nicht direkt eine Marketing-KI-Erfolgsstory, aber Proven zeigt, wie KI heute perfekt eingesetzt werden kann. Außerdem zeigt Proven wie Künstliche Intelligenz ein ganz konkretes Problem löst, auf dem sich nicht nur eine Marketingstrategie sondern gleich ein ganzes Unternehmen aufbauen lässt.